Panik im Supermarkt

by Udo Unruh on 10. Oktober 2011

Ich musste heute einkaufen gehen. Meistens läuft das ganz gut. Ich achte darauf zu Zeiten einkaufen zu gehen, wo nicht viel los ist. Ich hasse es an der Kasse zu stehen und zu warten. Vor allem dann, wenn der Kassenbereich eng ist und es irgendwie kein Vor und kein Zurück gibt. Ich also heute brav aufgemacht zum REWE. Ich brauch ja nicht viel. Milch, Brot, Butter und ein bisschen Obst. Ich bekomme schon leichte Beklemmungen als ich in den REWE reingehe. Ich weiß nicht genau warum, aber ich bin unruhig und meine Hände schwitzen.

Ich will lieber umkehren, will nach Hause. Aber ich nehme mich zusammen. Schnappe mir schnell die Milch und das Brot, vorne beim Obst vorbei und schnell zur Kasse. Beide Kassen sind besetzt, es sollte also schnell gehen. Aber nix da. Zu früh gefreut. Irgend so ein Penner will Flaschen zurückgeben und das klappt irgendwie nicht. An der anderen Kasse gibt es ein Problem mit der Pin-Nummer der Kundin. Hinter mir fängt es an sich zu stauen. Es sind 30 vielleicht 40 Sekunden in denen ich da stehe und dann geht es los. Ich merke, dass ich da jetzt nicht einfach rauskomme aus der Schlange, ich sitze fest. Mir wird ganz schwindlig und ich möchte am liebsten schreien. Ich bewege meine Beine, weil alles besser ist als einfach stehen zu bleiben, aber ich komme nicht weit. Um mich herum hat sich eine echte Schlange formiert. Eine Frau sagt zu mir: “Hey, nicht vordrängeln!”
Ich lasse die Milch fallen und schiebe den Mann vor mir zur Seite. Ich springe über den Einkaufswagen der Frau an der Kasse und renne ohne meinen Einkauf, ohne meine Tasche und ohne zu zögern aus der Tür. Die verdutzen Gesichter der anderen Kunden sehe ich zwar nicht, aber ich kann sie mir vorstellen. Ich bin fix und fertig. Fühle mich als ob ich gerade einen Marathon gelaufen wäre, dabei hat das ganze da gerade mal 3 oder 4 Minuten gedauert. Ich denke mir, dass ich ein echter Komplettversager bin, nicht einmal einkaufen gehen kann ich noch! Ich hasse mich und ich hasse diese Panik. Ich gehe nach Hause und bleibe jetzt hier. Ob ich es morgen noch mal wage mit den Supermarkt weiß ich noch nicht.

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Janina November 7, 2011 um 19:49

Viel Glück, dass du das in den Griff bekommst. Das klingt übel…

Ich hatte eine Zeit lang ein ähnliches Problem, wenn auch bei weitem nicht so ausgeprägt. Es begann damit, dass ich einmal in einem Supermarkt an der Kasse umgekippt bin. Es war stickig, ich war zu warm angezogen, hatte an dem Tag sowieso Kreislaufprobleme – und dann saß ich da. Nach diesem Erlebnis habe ich mich monatelang unwohl gefühlt, sobald ich irgendwo an der Kasse anstehen musste oder in einem Kaufhaus in den oberen Stockwerken unterwegs war. Es war eine reine Kopfsache, das merkte ich daran, dass es schlimmer war, je weiter der Ausgang entfernt war. Ich hatte wohl unbewusst Angst, nicht weg zu können.

Zum Glück habe ich die Sache aber selber in den Griff bekommen, bevor es ernst wurde. Und zwar mit Weihnachtseinkäufen in der Frankfurter City ;) . Ein drastischer Weg, aber ich bin öfter in die Innenstadt gefahren, als ich eigentlich musste, um mich wieder an die Menschenmassen und Warteschlangen zu gewöhnen. Mit der richtigen Motivation (Weihnachtsgeschenke kaufen) klappte es Schritt für Schritt, bis ich irgendwann kein ungutes Gefühl mehr hatte. Ich bin sehr froh, dass es bei mir nicht schlimmer geworden ist.

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