Wie entsteht eigentlich eine Phobie?

by Udo Unruh on 30. Dezember 2011

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Eine Phobie zu entwickeln ist eigentlich nichts anderes als ein Lernprozess. Das klingt zynisch. Aber besser kann man die Entwicklung von unangenehmen Gefühlen zu einer Phobie nicht beschreiben. Wir erlernen die Angst. Sie ist nicht einfach da.

Es gibt eine Reihe unterschiedliche Theorien darüber, wie eine Phobie sich manifestiert, aber im Kern sind sich die Forscher heute darüber einig, dass Angst tatsächlich erlernt wird.

Der Lernprozess beginnt allerdings in unterschiedlichen Lebensphasen. Sehr oft wird der Grundstein der späteren Phobie schon in sehr früher Kindheit gelegt. Kinder erlernen häufig die Ängste ihrer Eltern.

Vor einigen Jahren wurde mal das nachstehende Experiment durchgeführt. Kleinkinder wurden mit Bildern und Filmen von Schlangen konfrontiert, während ihre Mütter im selben Raum saßen. Die Kinder schauten instiktiv auf ihre Mütter und reagierten deren Reaktionen entsprechend. Kinder, die bei ihren Müttern Angst erkannten, fürchteten sich vor den Schlangen, während die Kinder, deren Mütter offensichtlich keine Angst vor Schlangen hatten, blieben völlig entspannt und fürchteten sich offensichtlich kein bisschen. Wir lernen also schon ganz früh im Leben von unseren Eltern was Angst macht und was eben nicht.

Eine Phobie hat ihren Ursprung somit oft bereits in frühster Kindheit. Häufig wirken sich solch früher Kindheitserfahrungen aber noch nicht gravierend aus, erst wenn eine oder mehrere Erfahrungen im Teenager- oder Erwachsenen hinzukommen und diese den destruktiven Lernprozess in Gang setzen. Jemand der sich z.B. schon als Kind in engen Räumen unwohl gefühlt hat, bleibt im Fahrstuhl stecken. Das ist für Niemanden eine angenehmen Situation, aber Jemand der ohnehin schon Unruhe in engen Räumen empfinden, wird in so einer Situation hysterisch werden. Dieses Erlebnis wird diesen Menschen stark prägen und wegen der spezifischen Prädisposition wird es nun ein Leichtes für ihn sein eine Phobie zu “erlernen”. Er wird von nun an alle Situationen vermeiden, die typischerweise in engen Räumen stattfinden, also kein Kino, keine U-Bahn, keine Aufzüge oder ähnliches mehr. Und dann ist sie schon erlernt die Phobie, die sich einzig durch die Vermeidung von angstbesetzten Situationen manifestiert. Der Betroffene hat “gelernt”, dass diese Situationen gefährlich sind, nicht weil sie es wirklich sind, sondern weil er die Angst mit ihnen verknüpft hat. Eigentlich ganz einfach!

Es gibt allerdings auch eine wirklich gute Nachricht. Was man erlernt hat, kann man auch wieder verlernen.

Glück auf!

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